Pfarre  Probstdorf  Geschichte

 

 

Die Pfarre Probstdorf ist über www.pfarre-probstdorf.at erreichbar.

 Ein Wort zur Geschichte

 

Nach der Entscheidungsschlacht auf dem Lechfelde, in der König Otto I. im Jahr 955 ein ungarisches Heer besiegte, kamen die Donau- und Alpenländer allmählich wieder unter die Oberhoheit des Reiches (=zweite Landnahme). Das eroberte Land war grundsätzlich Eigentum des Königs (bzw. Kaisers), der es weiterschenkte oder als Lehen (=Leihgut) weitergab.

Die Empfänger dieser Schenkungen oder Belehnungen waren entweder adelige oder geistliche Herrschaften (Domkapitel, Klöster, Kollegiatstifte, Bistümer), durchwegs Bayern. Sie hatten die Aufgabe, das übernommene Land zu kolonisieren und für die Sicherheit zu sorgen.

 

 

Zu den geistlichen Herrschaften, die bei dieser zweiten Landnahme im Marchfeld bedacht wurden, gehörte auch das Kanonikerstift Weihenstephan ( Weihenstephan gehört heute zur Kreisstadt Freising und liegt eine knappe Autostunde nördlich von München).

 

Am 14. November 1021 beurkundet Kaiser Heinrich II. in Mehringen, dass er einen genau umschriebenen Teil der „Insel Sahsonaganc“ diesem monasterium S. Protomartyris Stephani (=Münster der Erzmärtyrers Stephanus) schenke.

 

 

Die in der Urkunde genannten Grenzen des Gebietes umfassen die heutigen Orte Sachsengang/Oberhausen, Groß-Enzersdorf, Raasdorf, Großhofen, Pysdorf, Markgrafneusiedl, Rutzendorf, Probstdorf, Schönau/Ufer, Mannsdorf und Wittau.

 

 

Unmittelbar nach der Schenkung, also wahrscheinlich 1022/23, entstand eine erste Ansiedlung, die ihren Ursprung im Namen festhält: Probstdorf = Dorf des Propstes. Propst = Präpositus = Vorgesetzter des Kollegiatstiftes Weihenstephan.

 

Der damaligen Priorität in der Kolonisierung folgend, entstand auch der erste Kirchenbau, vermutlich ein bescheidener Holzbau.

 

 

Besitzabtausch

 

Sehr bald dämmerte im fernen Weihenstephan die Erkenntnis, dass man in diesem gewaltigen Schenkungsgebiet, das noch dazu ständig von den Ungarn bedroht war, auf verlorenem Posten stand.

 

Man suchte den Besitz abzutauschen und fand im Bistum Freising den gewünschten Partner. Dieses Bistum hatte damals schon beachtliche Besitzungen in Niederösterreich und war sehr an der Sicherung des Donauweges interessiert.

 

So kam es 1030 zum Besitztausch zwischen Probst Arnold von Weihenstephan und Bischof Egilbert von Freising. Für den Marchfeldbesitz bekam Weihenstephan entsprechende Tauschobjekte in Bayern.

 

Unmittelbar nach der Tauschaktion, vermutlich noch unter Bischof Egilbert (1005-1030), wurde die Pfarre Probstdorf gegründet.

 

Leider gibt es dazu keine Urkunde oder Inschrift. In seiner Dissertation schildert Dr. Manfred Schilder, dass die Gründung der Kirche in die Zeit der Herrschaft Weihenstephans, also zwischen 1021 und 1030, fallen müsse, eher jedoch zum früheren Zeitpunkt, da das Kanonikatstift Weihenstephan 1021 in eine Benediktinerabtei umgewandelt wurde und Weihenstephan seit dieser Zeit nur noch einen „Abt“ und nicht einen „Propst“ haben konnte, der für Ort als Namensgeber auftreten konnte.

 

In den ersten Regierungsjahren des Abtes Arnold (1021 bis ca. 1030) seien aber in Weihenstephan neben Mönchen auch Kanoniker in diesem Kloster erwähnt worden (Momumenta Boica).

 

 

Es könne nun angenommen werden, dass während der Regierungszeit des Abtes Arnold für die im Kloster verbliebenen Kanoniker ein Propst als Vorstand im Amte war und dieser zum Namensgeber für den Ort Probstdorf geworden sei.

 

Beide Annahmen legen die Vermutung nahe, dass die Pfarre

in Probstdorf unmittelbar nach der Schenkung im Jahre 1021  gegründet worden sei…

 

 

 Die Region entwickelt sich

 

Im Laufe der Jahrhunderte gingen aus der MUTTERPFARRE PROBSTDORF folgende Pfarren hervor:

Orth (um 1100), Witzelsdorf (um 1200), Loimersdorf, Stophenreuth (um 1200), Niederweiden (um 1400), Eckartsau, Engelhartstetten, Leopoldsdorf, Franzensdorf, Haringsee und Breitstetten.

 

 

Die Landesfürsten, die zum Schutz des „auswertigen“ Freisinger Besitzes bestellt wurden, nahmen einen immer entscheidenderen Einfluss auf die Besetzung der reichen Pfarre und so scheint Probstdorf spätestens 1202 als „landesfürstliche Pfarre“ auf.

Von österreichischen Landesherren zum Regenten gewählt, übernahm der Böhmenkönig Ottokar II. Przemysl das Babenbergererbe.

 

Böhmenkönig Przemysl Ottokar der Gründer der Stadt Marchegg

 

Um diesen Schritt zu legitimieren, ehelichte der 23-jährige Böhmenkönig die damals 47-jährige Margarethe, die Schwester  Friedrichs des Streitbaren. Für 27 Jahre wurde Probstdorf eine königlich-böhmische Pfarre und der damalige Pfarrer Magister Ulrich von Probstdorf (1256-1277) war der Protonotar ( = Kanzleichef) des Böhmenkönigs. Nach dem Sieg König Rudolfs von Habsburg wurde Österreich, und damit die landesfürstliche Pfarre Probstdorf, für 640 Jahre habsburgisch.

 

1270 Wiederaufbau der Kirche nach der Zerstörung durch Bela Vl. von Ungarn.

 

In die erste Zeit der neuen Regentschaft könnte die Verleihung des Marktrechtes an Probstdorf fallen. Dabei handelt es sich vielleicht um den Versuch, Probstdorf als Verwaltungsmittelpunkt für die Region zu etablieren.

 

Ein Versuch, der spätestens zu dem Zeitpunkt gescheitert war, als Berthold von Wehingen Bischof von Freising war (1381-1410) und als Kanzler des Reiches die Erhebung des Ortes „Encinesdorf“ zur Stadt veranlasste.

 

 

Ein anderer Grund für die Verleihung des Marktrechtes könnte das zum probstdorfer Bereich gehörende „Passagium“ (=Überfahrtsrecht über die Donau) von Urfahr (heute ein Teil von Schönau) sein.

 

 

Der damals viel weitläufigere Donauübergang wurde durch die Veste Sachsengang geschützt. Damit kamen einige Einnahmen herein und es entwickelte sich die bereits seit den Römern etablierte Handelsroute über Fischamend nach Ungarn.

 

 

Prof. Otto Schilder geht davon aus, dass sich Probstdorf, anstatt Groß- Enzersdorf, als Hauptsitz des ganzen Gutsbetriebes entwickelt hätte, wenn die Ländereien länger im Besitz von Weihenstephan geblieben wären.

 

 

Das Jahr 1783 - In diesem Jahr erhielt die Pfarre Probstdorf durch die josephinische Reform ihre heutige Gestalt.

Im Jahr 1783 umfasst die Pfarre Probstdorf den Pfarrort (298 Einwohner), sowie die Filialen Rutzendorf (319 Einwohner), Andlersdorf (193 Einwohner), Matzneusiedl (48 Einwohner), Schönau (170 Einwohner), Urfahr (63 Einwohner) und Mannsdorf (346 Einwohner) – insgesamt also 1570 „Seelen“.

 

                          Propst Dr. Marcus Antonius Wittola

 

Der damalige Pfarrer von Probstdorf, Propst Dr. Marcus Antonius Wittola (1774-1797), war ein enger Vertrauter der Kaiserin Maria Theresia gewesen und als Berater ihres Sohnes Joseph II. Wittola war maßgeblich an der Ausarbeitung des „Toleranzpatentes“ beteiligt.

 

Er hat auch an der umfassenden Neuordnung der kirchlichen Strukturen mitgewirkt. Es soll noch hinzugefügt werden, dass die Pfarre Probstdorf damals zur Diözese Passau gehörte.

 

 

Erst 1785 wurden durch Kaiser Joseph II. die Diözesangrenzen völlig neu geregelt und unser Gebiet dem Erzbistum Wien unterstellt (im Zuge dessen wurde Probstdorf auch zum Dekanat).

 

 

 

Die Heutigen

Pfarrer Mag. Helmut Schüller ist für 4 Pfarrorte verantwortlich

Heute bilden Oberhausen, Wittau, Probstdorf und Schönau die Pfarre Probstdorf.

 

 

Pfarrer Mag. Helmut Schüller beim Erntedankfest

 

 

Filialkirche zum hl. Johannes dem Täufer - OBERAHUSEN

Oberhausen - früher Ober- , Mitter- und Niederhausen, was die Siedlung um die Burg Sachsengang beschrieb)

 

Filialkirche zum hl. Nikolaus - WITTAU

Wittau - früher WITOWWE; WITU = althochdeutsch = Holz, also: WITOWE= Holzau, in einem späteren Zehentverzeichnis: WITAWE, im Visitationsprotokoll aus dem Jahr 1543/44 wird vom „Kirchl in Widau“ gesprochen

 

 

Filialkirche zum hl. Nikolaus

Schönau – früher SCHOENNA genannt, 1296 findet sich die Bezeichnung SCHOENNACH, also „an der schönen Ache“-im Hinblick auf einen relativ gefahrlosen Donauarm (daher die Überfuhr). Ein Schönauer Ortsteil führt heute noch den Namen „Urfahr“ (=ist die Stelle am Ufer, von der aus man überfährt).

 

Diese Überfuhr war im Hochmittelalter für den Ort Schönau so bedeutsam, dass in den Freisinger Urbaren von 1296 und 1316 das „Passagium“ (=Fährgeld) als eigene Einnahmequelle aufscheint.

 

Die Kirche Schönau wurde im Jahre 2020 renoviert, das rote Turmdach wurde silber.


Die Kirchen und Gottesstätten der Pfarre anno ...


Filialkirch Wittau um 1990

Wittau Altar  1970

Wittau um 1930

Filialkirche Oberhausen um 1940

Oberhausen Altäre 1970

Oberhausen Christophorus  1970

Kirche Schönau um 1910

Schönau Altar  1970

Pfarrkirche Probstdorf um 1985


... die kl. Glocke aus dem Turm der Pfarrkirche Probstdorf  1985 ...

(gewidmet von den Bäckermeister-Eltern Dickmaier dem

gefallenen Sohn Johann )

 

Krypta der Pfarrkirche erbaut 1270

In der Kirche Probstdorf beschäftigt man sich gerade mit dem Bodenabschluss in der Krypta ( Mai 2021)

Geländer zum Choraufgang der Kirche

 

 

Eine Aquarellzeichnung von Gottfried Laf Wurm zum Abschied für Pfarrer Dr. Josef M. Klima 1997


Dekanat Marchfeld